18. August 2025

Kälte. Technik.


[Vorlauf Unter hochstehender Sonne] Ich versuche laufend, mich mit der Hitze vertraut zu machen. Dabei verblüfft mich stets neu, welchen massiven Unterschied ich erlebe, wenn ich aus der prallen Sonne in den Schatten von Bäumen komme. Es sind ganz einfach viel zu wenig Bäume in der Stadt, egal in welcher Stadt.

In Gleisdorf drücke ich mich auf meinen Wegen manchmal eng an den Häuserwänden entlang, um Schatten zu bekommen. Meist schwierig. Da ergeben die Geschäfte moderate Kälteinseln, in die man ausweichen kann, um sich zu erholen. Ganz verschiedene Settings.


Da war einst ein Greißler. Ein Gemischtwarenladen im Zentrum der Stadt. Gregor Mörath ist mit diesem Familienbetrieb aufgewachsen und hat über die Jahre einige größere Entscheidungen getroffen. So konnte sein Betrieb ökonomisch überleben. (Ein Laden, in dem auch regionale Produkte angeboten werden.)

Das Kühlregal „beim Mörath“ hat durchaus stattliche Länge, ist aber mit Glastüren verschlossen. Ganz anders in Märkten mit großen Flächen, deren Kühlregale sehr viel länger sind. Anlagen ohne Türen, so daß auch im Gang unmittelbar davor tiefere Temperaturen herrschen. Ich bestaune diese offenen Schächte und ihrer mächtigen Aggregate, denn das ist wie ein kleines Stück Winter im Hochsommer.

Wenn ich Haus und Hof verlasse, komme ich oft an Autos mit laufenden Motoren vorbei. Manche mit, viele ohne Insassen. Klar! Die Karre will gekühlt sein. Ist zwar verboten, frißt eine Menge Sprit, ist für die Umgebung lästig, aber man gönnt sich ja sonst nichts.


Letztes Wochende saß ich beim Kaffee an einem der kleinen Tischchen vor einer Bäckerei auf der Straße. Da stand in nächster Nähe ein großer Audi mit laufendem Motor. Der Gemütsmensch am Steuer hatte kein Problem damit, an jenem Nachmittag mit über 30 Grad Temperatur die gesamte Kaffeegesellschaft anzuwehen.

Nein, das regt mich gar nicht auf. Ich staune bloß und frage mich: Wie schafft der seinen Alltag mit so einer geschrumpften Wahrnehmung seines Umfeldes? Denn gar so viel Grips hat er offenbar nicht zur Verfügung.

Es gibt dann auch Momente, in denen mich Überlegungen beschäftigen, wie all die dafür nötige Energie verfügbar gemacht werden soll und mit welchen Kosten das verbunden sein mag. Was war diesen Sommer der letzte Laden, in dem ich nicht durch ein breites Set von Geräten in kühle Luft getaucht worden wäre. Apotheke, Friseur, Trafik, Baumarkt, ganz egal.

Ich erinnere mich an eine Arbeit von Henry Miller, die aus den 1940er Jahren stammt; über seine Reisen durch Amerika: „Der klimatisierte Alptraum“. Sind wir da grade angekommen? Schwank am Rande: Die britische Umweltbehörde hat der Bevölkerung eben empfohlen alte E-Mails und Bilder von ihren Rechnern zu löschen, um an dem Wasser zu sparen, das zum Kühlen von Rechenzentren und Serverfarmen gebraucht wird.


Ich dachte erst, das sei ein Hoax. Aber ich bin ein EDV-Neandertaler, weil ich mit meinen Devices genau nicht andauernd online bin und weil ich meine Daten auf Festplatten halte, nicht in Clouds. Ganz egal, der nötige Energieumsatz wird da gesamt noch Kategoriensprünge machen, wenn diese KI-Kiste ihre nächste Entwicklungsphase erreicht.

Rund heraus gesagt, dieses Energiethema ist nur eines aus dem Paket große Kräftespiele in unserer Welt, deren Dimension inzwischen meine Auffassungsgabe völlig übersteigt. Da kann ich mir nun zumindest erklären, warum mir allerhand Leute mit treuherzigem Blick versichern, das sei alles „in Wahrheit“ nicht so schlimm und eh ganz anders und überhaupt, zum Beispiel im Vergleich zu China… Es braucht vermutlich Mumm, sich und anderen einzugestehen: Das alles fasse ich nimmer. Mir geht es jedenfalls so, daß ich zu vielen offen Fragen sagen muß: Ich weiß es nicht.


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