Mit Datenträgern meine ich vor allem Bücher,
Zeitschriften, Dissertationen, ausgedruckte
Fachartikel etc. In all dem befinden sich
Unterstreichungen, Markierungen, Notizen. Dieses
stete Ringen um Informations-Fundamente, auf die
sich meine Mitteilungen stützen, hat eben unzählige
papierene Elemente. Dem gegenüber in meinem Büro
eine Dose mit Speicherplatten, die jeweils zwei
Terabyte fassen.
Das ergäbe in elektronischer
Fassung weit mehr als das Doppelte dessen, was in
meiner Hütte an Papier herumsteht. Ich bin demnach
immer noch ein Mann der Gutenberg-Galaxis und halte
gedruckte Werke für unverzichtbar.
Ich weiß
den Nutzen der digitalen Welt zu schätzen und
kombiniere diese Systeme. Aber im Zentrum bleibt der
Wissenserwerb über Leseakte, die auf Papier gestützt
sind. Das schafft ferner jene Diskursgrundlagen, die
ich andernorts vermissen.

Drucksorten in Bodenhaltung: ein
Übergang.
Ich hab in einer kleinen Kontroverse zwei
metaphorische Ländereien benannt:
Wundrakien
und
Kruschestan. (Siehe dazu am Seitenende:
„Mars: Eine Debatte“.) In
Wundrakien bin
ich an ein paar Leuten entlanggeschrammt, die
laufend Meinungen raushauen, diese aber nicht
begründen.
Das heißt, sie unterstellen, es
sei schon geklärt und außer Streit gestellt, was sie
a) behaupten und b) via Massenmedium verbreiten. In
Kruschestan gilt das Prinzip: Begründen statt
verkünden! Man nennt seine Quellen, man begründet
seine Kritik.
Kritik leitet sich
ursprünglich nicht umsonst vom griechischen „
krínein“
ab. Das meint: vergleichen und unterscheiden.
Daher kann Kritik, wenn man sie ernst nimmt,
nicht darin aufgehen, bloß die eine Sache zu
benennen, sondern sie zu einer anderen in Beziehung
zu stellen. Das verlangt nach Referenz. Also Wissen.
Was die Verkünderei angeht, sehe ich in hohem Maß so
eine schlampige Pausennummer:
Selbstdefinition
durch Feinmarkierung.

Als Buchhandelslehrling war mir einst
klargemacht worden: Was nicht
richtig
eingeordnet ist, ist nicht da, weil man es
nicht findet.
Da sehe ich oft durch eine Art der Fiasko-Voyeure.
Sie weisen vergnügt darauf hin, was sie alles für
inferior halten, um sich und anderen mitzuteilen:
„So bin ich nicht!“ Aber was sind sie dann?
Fiasko-Voyeure und ein Fußvolk des Alarmismus.
Virtuosen der Moraltrompeterei, welche eine Debatte
oft keine drei Minuten durchstehen.
Seit der
Antike wissen wir, daß der Zweifel etwas Nützliches
ist und Dissens uns anregen kann, die eigenen
Ansichten zu präzisieren. Aber das verlangt eben…
Kenntnis dessen, wovon man redet. Soweit es mich
angeht, ich brauche dazu eine Bibliothek. Ein
Archiv. Und den Willen, in diesem Gutenberg’schen
Quadranten manchmal radikal aufzuräumen.
+)
Netzkultur (Teleworking und Telepräsenz)
+)
Mars (Eine Debatte)