Die Lösung ist einfacher, als ich erst angenommen
hab. Ich reiß die relevanten Blätter aus den Heften
und schmeiß die Hefte weg. Eines der Fotos hier
zeigt die Kiste mit den hinfälligen Journalen und
darauf drei Mappen mit den Blättern die ich behalte.
Das ist die physische Differenz in meinen
Regalbrettern.
Es ergibt ganz nebenbei ein
kurioses Körperprogramm, weil die Durchsicht der
Hefte, das Herausreißen von Blättern und das
Sortieren von all dem, eine Vielfalt an
Bewegungsabläufen verlangt, was über Stunden geht.
Das ließe sich als eine Art von „Hausmeisters
Physiotherapie“ verstehen.
Der Job fällt in
meine Kategorie „Steineklopfen“, weil dazu kein
nennenswertes intellektuelles Potential nötig ist.
Also freie Bahn für allerhand Gedankengut. Natürlich
streife ich dabei auch diese Frage nach den
verbleibenden Jahren. Das sieht so aus. Manches
Zeugs, das ich dieser Tage hervorgezerrt hab, lag
zehn, 15 oder gar 20 Jahre in meinen Regalen,
Schränken, auch unter der Treppe.

Eine Art der selektiven
Kompression.
Da dies mein 70. Jahr ist, darf ich annehmen, daß
etliches aus meiner Hausbibliothek schon jetzt
nutzlos ist, weil ich es in den verbleibenden Jahren
nicht mehr in die Hand nehmen werde. Das gilt auch
für die auffallend interessanten Ausgaben unter den
alten Sachen. Das gilt ebenso für Dissertationen und
Fachartikel, die ich aus dem Web bezogen,
ausgedruckt, in Ordnern abgelegt hab. (Siehe dazu
auch meine Kolumne „Alter Mann“ bei „Ein Mensch“!)
Ich kann heute via Internet weltweit in
Bibliotheken und Archiven recherchieren, was sich in
einer Menge PDF-Dokumenten ablagert. Werde ich zu
diesem oder jenem Thema noch einmal arbeiten,
womöglich ein Buch schreiben? Vermutlich nein. Und
falls doch, kann ich neu recherchieren. Also raus
mit vielem Papier!
Da trifft auch auf viele
Fachbücher zu. Antoni Gaudí steht mir im Weg. Sogar
Frank Lloyd Wright. Über Dadaismus gibt’s für mich
gerade auch nichts mehr herauszufinden. Über die
1960er Jahre schon gar nicht. Und Beuys?

Magischer Ort: die "Büchertankstelle".
In meiner Gegend wird unter den Kunstschaffenden
weiterhin ab und zu gebeuyselt, um sich unter die
Flagge der Kunst reklamieren zu können. Das muß
einen Kunstdiskurs ersetzen, damit selbst Stümper
sich vor einem Platzverweis schützen können. (Mögen
sie weiter vor Beuys auf den Knien herumrutschen.)
Also trage ich nach und nach einen Stapel von
Büchern zur „Büchertankstelle“ der Stadt. Das ist
ein ausgedientes Telefonhäuschen, hinreichend
wetterfest. Manchmal bringe ich von dort auch etwas
mit. (Ich kann es mir nicht verkneifen!) Wie jüngst
bei „Flußfahrt“ von James Dickey. Der Roman ist die
Grundlage für den Film „
Deliverance“
(John Boorman, 1972) mit Ned Beatty, Burt Reynolds
und Jon Voight. Darin kommt diese merkwürdige
Begegnung vor, von der ein markantes Musikstück
blieb: „
Dueling
Banjos“. [
Fortsetzung]
+)
„Alter Mann“ bei „Ein Mensch“ (Über die Conditio
humana)