Log #12

In wenigen Tagen wird der Stadtrat Gleisdorfs noch offene Details im Finanzgefüge des Gesamtvorhabens ("next code: love" im Rahmen eines Jahresprojektes) entscheiden. Der Referent, der Gemeinderat, die Ausschüsse, der Stadtrat ... wie hängt das eigentlich alles zusammen?

Ich werde diese Schritte Gleisdorfs, sich kulturpolitisch neue Möglichkeiten zu erschließen, auch zum Anlaß nehmen, Kunst- und Kulturschaffenden schrittweise darzulegen, wie quasi der Betrieb funktioniert. Im Zentrum steht: Wenn Kommunikation nicht gelingt, gibt's kein Projekt. Damit Kommunikation gelingen kann, braucht man Kenntnis der Strukturen und Aufgabenstellungen, die man vorfindet.

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Links: Hannes Felgitsch, Gleisdorfs Kulturrefrent,
rechts: Richard Schweitzer, kaufmännsicher Direktor "steirischer herbst"

Die praktische Erfahrung zeigt, daß manchen Menschen nicht einmal klar ist, welcher Unterschied zwischen Politik und Verwaltung besteht, wie diese Bereiche in einer Kommune zusammenwirken. Auch: Wie entscheiden denn die zuständigen Leute, etwa im "steirischen herbst", um ein Projekt mitzutragen oder nicht? (Siehe dazu den aktuellen Beitrag unter "Kultur: Gleisdorf und Europa"!)

Es kann ein Teilnutzen des Gleisdorfer Jahresprojektes sein, daß man dabei solche Prozesse transparenter macht, darstellt, kommentiert. So mag anderen Kulturinteressierten nachvollziehbar werden, wie denn nun der Weg zu Konzeption, Kooperation und Finanzierung größerer Kunstvorhaben realisierbar wird. Know how-Transfer als Bestandteil des ganzen Ereignisses.

Es nützt schließlich, wenn man etwa weiß, was zum Beispiel Mag. Olga Okunev vom Bundeskanzleramt (Kunstsektion, Abt. II/1) schreibt:
>>... der Bund immer subsidiär, dh. als letzer in der Liste, jedenfalls nach Stadt und Land, seine Entscheidung treffen sollte...<<

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Chefredakteurin Anne Grabenhofer (Mitte) gibt
der Gegenwartskunst weiter Raum im Blatt.

Übrigens! Die Themenreihe in der "Gleisdorfer Woche" und der "Weizer Zeitung" wird (wie ich von der Chefredakteurin erfuhr) sehr positiv angenommen. Das bedeutet unter anderem: Es hat sich der Themenkomplex "Gegenwartskunst und ihre Bedingungen" in der oststeirischen Regionalpresse einführen lassen. Ich denke, auch das ist ein regionales Novum. (In der "Grazer Woche" werden Sie Kunst bestenfalls als "Seitenblicke-Thema" finden.)

Cut!

Wenn für Kulturschaffende dieser oder jener Kompetenzgewinn möglich wird, heißt das auch für die Kommune: Erleichterung. Wer sich besser auskennt, kann selber mehr Verantwortung übernehmen. In diesem Zusammenhang ist etwa das Motiv "Künstler will Subvention" wenig zufriedenstellend. Wenn aber Kunstprojekte als etwas verstanden werden, wofür verschiedene Akteure in eine Kooperation gehen, ergeben sich doch ganz andere Arbeitssituationen und vielleicht daraus auch interessantere Ergebnisse.

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In einem Eintrag während einer früheren Phase dieses Projektes [29. KW 2006: LINK] habe ich ein Gespräch mit Gerald Gigler (oben), dem Leiter das steirischen „Referates für Innovations- und Kooperationsentwicklung im ländlichen Raum“, erwähnt. Wir saßen da in Ludersdorf und Gigler erzählte, es durchzögen "Berater" die Regionen, von welchen den Bürgermeistern laufend Projekte angedient werden, die ein "gutes Geschäft" sein sollen, es aber bei näherem Hinsehen oft nicht sind. Weshalb man zunehmend eine Grundhaltung finde, in der dieser und jener Bürgermeister den Verdacht pflege, man wolle ihn über den Tisch ziehen. Weil es eben die Erfahrungen gibt, daß man über den Tisch gezogen wurde.

Das ist insofern wichtig zu wissen, weil es einen ahnen läßt, wodurch Regionalpolitiker zuweilen geprägt werden und weshalb sie ihre Reizschwellen absenken. Da sich Kulturschaffende ja fragen mögen, was denn vor Ort überhaupt verhandelbar sei und wie man es erreicht, daß einem Funktionstragende mindestens einmal zuhören.

So, mit dieser Nummer: "Das MÜSSEN Sie doch einsehen, wie wichtig das ist!", geht's sicher nicht, wie auch eine Notiz von Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark illustriert:

"Biss in das Sesselbein?" (03.01.2007 22:55)
Aufgrund der Urlaubssituation entfiel heute das wöchentliche Jour Fixe. Dennoch verbrachte ich ein paar Stunden im Büro, wechselte nach Weiz und am späteren Nachmittag wieder zurück. Recht abwechslungsreich war auch die Sprechstunde. Vor allem das forsche und fordernde Auftreten eines Vertreters hatte hohen Unterhaltungswert. Komischer Weise habe ich immer dann satte "Hör- und Aufnahmeprobleme", wenn ich auf der Stelle etwas unterschreiben soll, ein Angebot bzw. einen Vertrag, der nur, und nur heute gültig ist. Der gute Mann musste leider vertragslos von dannen ziehen.

Cut!

Ich habe es im letzten Eintrag schon erwähnt:
Ich sehe unser Gesamtvorhaben im Zusammenhang mit dem Denkmodell "Staat / Markt / Zivilgesellschaft" (worin ich selbst mich dem "Sektor 3" zuzähle). "Künstler will Subvention" drückt ein antiquiertes Denkmodell aus. Ich meine, es wäre lohnend, von der Idee der Förderung zur Idee der Finanzierung zu gelangen. Daraus ergäbe sich aber für alle Beteiligten solcher Prozesse die Anforderung, ihre Rollen neu zu entwerfen.

Cut!

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Von links: Philosph Erwin Fiala und Theologe Fery Berger
im Weizer Weberhaus

Am 25. Jänner hat in Weiz das Kuratorium wieder für das Projek "Leben / Kunst / Geschwindigkeit" getagt. Diese Runde widmet sich unter anderem der Möglichkeit, in der Oststeiermark einen Schwerpunkt zu dem anzubieten, was seitens des Landeskulturreferates derzeit noch "Landesausstellung neu: Regionale Kulturfestivals" [LINK] heißt.

Ich hab nun meine Funktion in diesem Kuratorium zurückgelegt und möchte mich in jenen Zusammenhängen ausschließlich inhaltlichen Fragen widmen ... in der Rolle des Künstlers. Es ist auf jeden Fall sehr interessante, was Kurt Flecker da als politische Orientierung an den Horizont gestellt hat:

"Grundsätzlich sind Quote und Umwegsrentabilität nicht entscheidend für den Wert kulturellen Schaffens" ist Kurt Flecker überzeugt. "Kunstschaffen darf nicht von fehlenden persönlichen finanziellen Ressourcen verhindert werden, aber auch nicht vom geografischen Standort. Kulturpolitik muss ermöglichen, Kulturpolitik muss Raum schaffen, Kulturpolitik muss Schwellen abbauen. Regionale zeitgenössische Kultur braucht Raum und Boden zum Wachsen, die Steiermark soll sich international als flächendeckend lebendiges Kulturland präsentieren."

Wenn man sich nun fragt, was das für die / in der Praxis bedeuten mag, fühle ich mich zur Zeit mit der Projektsituation in Gleisdorf recht wohl. Da ist ein realistischer Ansatz gegeben, in solchem Sinn konkret aktiv zu werden. Die Umsetzung und deren Qualität müssen wir uns nun erarbeiten.

Cut!

Im "profil" der abgelaufenen Woche gab es ein interessantes Statement des vormaligen Ministers Rudolf Scholten. Man braucht die Aussage ja keineswegs bloß als "Glaubenssatz" zu übernehmen. Aber es wäre interessant, würde ihn sich die regionale Kulturpolitik einmal vornehmen, abklopfen, fragen: Was ist dran?

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resethome
5•07