Log #22
Im vorigen Eintrag
hab ich von einem Gespräch mit Bürgermeistern und Kulturreferenten, das im Rathaus von
Weiz stattgefunden hat, schon erzählt. Das Bild oben auf dieser Seite zeigt den Kirchturm
von Pischelsdorf. Weiz. Gleisdorf, Pischelsdorf. Zwischen diesen Markierungen liegt eine
Zone, die wir nun in einer Kooperation von Wissenschaft, Kunst und Sozialbereich bespielen
wollen. Dieser Ausdruck "bespielen" läßt darauf schließen, daß es um primär
künstlerische Vorhaben geht, die allerdings Kompetenzen aus den genannten Bereichen
einbeziehen.
Ich gehe von einem tragenden Motiv aus, um den Raum dieses
Vorhabens für mich faßbar zu machen: Die Strecke, der Korridor und das
"Dazwischen". (Was damit gemeint ist, habe ich HIER knapp skizziert.)
Daß wir unsere geplanten Aktivitäten stark auf
öffentliche Räume konzentrieren, hat hauptsächlich konzeptionelle Gründe. Es werfen
sich dabei aber auch strukturelle Mängel auf. In einem weiteren Lokalaugenschein für
"next code: love", bei dem
Kuratorin Mirjana Selakov und das "SPLITTERWERK" anstehenden Fragen durchgingen,
wurde einmal mehr klar:
Gleisdorf ist im Grunde für eine angemessene Präsentation
bildender Kunst nur mangelhaft gerüstet. Vor allem beim Genre Tafelbild hat man heute im
"forumKLOSTER" das gleiche Problem wie schon weiland in der Musikschule: Zu
viele Fenster und Türen, zwischen die Arbeiten gequetscht werden müssen, zu wenig
homogene Flächen, um bestimmte Arbeiten angemessen zu zeigen.
Das sind eben reale strukturelle Differenzen gegenüber dem
urbanen Bereich von Landeszentren. Vielleicht ist der Umstand in diesem Sinn auch nicht
gar so beklagenswert. Unterschiedliche Lebensräume zeigen eben sehr verschiedene
Rahmenbedingungen. Ob man daraus die Forderung nach "Kunsthäusern" in der
Region ableiten sollte, halte ich a priori gar nicht für naheliegend. Das müßte seriös
diskutiert werden, erscheint mir keineswegs geklärt.
Denn diesem Wunsch steht ja gegenüber, welche Ressourcen-Bürde
ein eigenes der Kunst gewidmetes Haus ist, wie zum Beispiel die Leute von K.U.L.M. in
Pischelsdorf seit Jahren nur zu gut wissen. Der "Kulturstock 3", aus dem heraus
das erste Foto auf dieser Seite gemacht wurde, will nicht nur als Infrastruktur betrieben,
gepflegt, erhalten werden. Er muß auch, um solchen Aufwand zu rechtfertigen, regelmäßig
bespielt werden. Das wirft dann natürlich Fragen auf, ob man Geld, Kraft, Inhalte und
Publikum in ausreichendem Maße zusammenbringen kann, um für diesen Weg einen langen Atem
aufzubringen.
Cut!
Es ist wohl schon deutlich geworden: Wir verknüpfen unser
Tun laufend mit Ereignissen an ganz anderen Orten, auch jenseits der Landesgrenzen. Und
wir verzweigen manches davon in den "Cyberspace" ... um es nüchterner
auszudrücken: Telekommunikation, Teleworking, Telepräsenz sind längst Teil unserer
kulturellen Vorhaben.
Das bündelt sich dann auch in ausgesprochenen
Netzkulturereignissen. Heuer wird es die "NCC07" geben, also die "netart
community convention". (Auf dem Foto sieht man links mur.at-Präsident Winnie Ritsch
und rechts mur.at-Chefingenieur Jogi Hofmüller.) Als Themenstellung dieser
"NCC" kristallisiert sich ein Komplex heraus, der gerade auch für Lebensorte
außerhalb urbaner Zentren interessant ist:
Überbegriff/thema: FREIHEIT IM NETZ!
Strategien im mur.at netzwerk entwickeln gegen:
- infomacht
- fragmentierung
- tendenz zur isolation
- für: dezentralisierung (autonomie)
Ich hab selbst bisher an jedem "NCC" als Akteur
mitgewirkt. Dem kann man über eine "Strecke" auf den "Landkarten der
Ereignisse" nachgehen: [link]
Cut!
Für unsere "next code"-Station in Liechtenstein
werden wir eine Serie von Kunstpostkarten auflegen. Dafür hat die türkische Künstlerin
Deniz Gül mir nun ein Motiv zugesandt, daß einem ... sehr österreichische erscheinen
mag:
Diese Triesener Session "next code: in between" ist schon
jetzt mit Gleisdorf verknüpft und wird gegen Ende des Jahres in die Oststeiermark
zurückgeführt, mit "next code: love" verbunden.
Die Verknüpfung besteht auf Anhieb in einigen
Passagen aus dem "Gastmahl" von Platon, worin es um das Vergessen, um Wahrheit
und Schönheit, um den Eros und die "Mania", den "göttlichen Wahn"
geht.
Ein Stück dieses Textes ist nun in jenen
Untergrund übertragen, auf dem eben das neue "Servicezentrum" Gleisdorfs, also
der Ausbau des alten Rathauses, hochgezogen wird. Zu diesem Modus, in der Region
"Strecken" zu markieren, erzähle ich später noch mehr.
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