Log #73

Nur mehr wenige Tage, bis wir unser Projekt "next code: exit" für das Festival "steirischer herbst" in Gleisdorf mit einer ersten Veranstaltung nach außen öffnen werden. Wobei eigentlich die ersten Chor-Aktionen und das Sticken am Kirchriegel (Siehe den vorigen Eintrag) schon Schritte in die Öffentlichkeit waren.

log73a.jpg (14587 Byte) Kommenden Mittwoch wird Serbiens Generalkonsulin Sonja Asanovic-Todorovic einen Abend eröffnen, an dem der Historiker Karl Kaser einen Überblick zum Thema "Balkan heute" gibt. [link]

"herbst"-Intendantin Veronika Kaup-Hasler hat ihr Kommen zugesagt, wir liegen also für den nächsten Abschnitt in der Kurve.

Zu dieser Geschichte gehören auch die Künstler Markus Wilfling und Christian Eisenberger, die eben -- wie im vorigen Eintrag erwähnt -- bei der Kunstmesse "VIENNA FAIR" einige Aufmerksamkeit erhalten haben.

Links: Wilfling auf einem Foto, das ich von "artepari" erhalten hab.

Einige weitere Schritte, in der Region auf Gegenwartskunst zu setzen. Ein Prozeß, in dem es AUCH um kategoriale Fragen geht.

Es besteht nach wie vor eine erhebliche Scheu, genau da die Debatten über solche Fragen zu suchen und zuzulassen, wo die die Zuschreibung "Kunst" beansprucht wird. Das war nun in einem Jahr Arbeit der Runde von "kunst O.ST" deutlich wahrnehmbar geworden.

Ein bescheidener Hinweis darauf, daß "Kunst" noch eher als ein soziales, denn als ein kulturell-künstlerisches Phänomen verstanden und verhandelt wird. Ich habe unlängst auf dem Weg nach Sinabelkirchen ein anschauliches Beispiel gefunden, wovon diese kategorialen Fragen unter anderem handeln.

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Diese Arbeit ist das Werk der 2a-Klasse der Hauptschule von Sinabelkirchen. Sie wurde signiert und mit der Jahreszahl 1999 versehen. Es ist ganz nett, wenn es dann in lokalen Blättern heißt: "Die jungen Künstler ...", aber das hat mit Kunst nichts zu tun, obwohl es nicht nur manche Gesten davon aufgreift (Datieren, Signieren), sondern vor allem auch den Einfluß von Kunst zeigt. Denn die Figuren sind in einer Art gemalt, wie sie Keith Haring entwickelt hat.

Aber das Ergebnis ist eben Dekoration und nicht Kunst, die Tätigkeit ein "kreatives Gestalten" und kein künstlerischer Akt, sondern ein soziales Ereignis. Warum diese Unterscheidung wichtig ist? Gute Frage! Mit solchen Fragen wird "next code" weiterhin befaßt sein.

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Ich hatte kurz vor der Abreise nach Gornji Milanovac eine kleine Session im "zeit_raum", bei der Graphic Novelist Jörg Vogeltanz (links) und Komponist Christian Gschier mit mir solche Dinge erörtert haben. Dazu wird es in der "transit zone" noch eine eigene Audio- Miniatur geben.

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Eine andere Audio-Miniatur, jene mit dem Künstler ILA und der Kunsthistorikerin Mirjana Selakov, ist schon online: [link] Eine besondere Markierung im Betonen dieser Fragestellungen und der Debatten war dann der abschließende Abend von "next code: cruise".

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Der Philosoph Erwin Fiala (hier neben Rundfunk-Journalistin Ilse Amenitsch) hielt einen Vortrag zum Thema "Was ist Kunst?" Fiala: „Was als Kunst gilt, ist von historischen Bedingungen abhängig.“ Das war’s dann mit „ewigen Werten“ oder einer „Kunst an sich“. Solche Anmaßung scheint heute nicht mehr zulässig, beziehungsweise durchsetzbar.

In Fialas Worten: „Es gibt keinen Kunstbegriff, der durch die verschiedenen Zeiten gleichermaßen anwendbar wäre.“ Was vermutlich als eine gute Nachricht verstanden werden darf. Wie schon erwähnt: „Ewige Werte“ ade! Zu unterschiedlich waren über Jahrhunderte und Jahrtausende Vorstellungen, Ansichten, Bedingungen und Verhältnisse der Kunstproduktion und -rezeption. Es sollte außerdem, das kam auch zur Sprache, Kunst nicht mit Design verwechselt werden.

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Dazu noch ein Verweis auf die oben gezeigte Betonwand, die einen Renault-Stützpunkt gegen die Äcker hin abgrenzt. Im Vorjahr war dessen Hausherr so freundlich gewesen, mir einen seiner Schätze zu zeigen. Eine Renault Floride, die über 40 Jahre alt ist. Ein wunderschöner Zweisitzer, wie er manchen Menschen die Bemerkung entlockt, das sei ein "ausgesprochenes Kunstwerk". Ist es natürlich nicht, sondern Design.

Auch wenn aus Fialas Publikum manche Stimme laut wurde, solche Vorträge seien doch sehr fordernd, sogar anstrengend, bleibt genau diese Anforderung: Es sind immer wieder neu Intentionen, Verfahrensweisen, Kontext zu erörtern, wenn man klären möchte, ob man es mit Kunst zu tun habe. Was Kontroversen einschließen sollte. Aber die sind auch etwas aus der Mode gekommen, wie mir scheint.


resethome
20•08