log #180: next code

Automobile wurden anfangs länger in Kategorien von Kutschen beschrieben. Begriffe wie "Coupé" und "Berlina" kann man heute noch bei den Bezeichungen von Autos finden. Mir geht es mit dem Web ähnlich. Ich denke und beschreibe vieles davon noch in Kategorien der Bücher, der "Gutenberg-Galaxis".

Im vorigen Eintrag zum Projekt "next code: asking" ist das erwähnt. Kommenden Oktober und November werden die letzten beiden "Kapitel" des "Dritten Buches" von "the long distance howl", die ich schon aufgeschlagen habe, auch in den "Realraum" übertragen.

Zum meiner großen Freude hat der kroatische Autor Nenad Popovic mir inzwischen eine fixe Zusage für "next code: asking" übermittelt. Einen Aspekt dessen, was er bei seinem Auftritt in Gleisdorf zur Sprache bringen wird, beschrieb er mir so:

>>Das andere, woran ich schreibe, ist die Beeinflussung und Kastration des persoenlichen, individuellen Denkens, Schreibens, Fuehlens und Sprechens durch kollektivistische Denkvorgaben. Was ich da an Texten auf der Festplatte habe, fuehre ich unter dem Titel "Jugoslawien und Post-Jugoslawien als Sprechtheater" (will sehr grob heissen: Jugoslawien brauchte keinen Stachdrahtzaun oder den Stasi-Lada vor der Tuer, weil es als raffiniertes Sprech-Theater und eine Art aegyptische bzw. Maya-Kultur -- Tito als lebendiger Gott -- viel besser funktionierte).<<

Es sind nicht nur seine aktuellen Befunde, die mich an seiner Arbeit interessieren. In der Veranstaltungspublikation "Das jugoslawische Labyrinth" (Christine Rigler) findet sich zum Symposium von 1995 folgendes Statement von Popovic:

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Leicht zu begreifen: Das ist auch eine Empfehlung für die Gegenwart. Auf dem "Boulevard" wird allerhand Klartext gesprochen und wir können sehr genau nachlesen, was sich seit Jahren zusammenbraut.

Ich denke nicht daran, diese Dinge zum Gegenstand meiner künstlerischen Arbeit zu machen. Aber die künstlerische Praxis fördert Kompetenzen, die mir in meiner Anwesenheit als politisches Wesen, als Staatsbürger, sehr nützlich sind.

In diesem Sinn ist das Thema "Medienkompetenz" nach meinem Ermessen ein wichtiger Fixpunkt im regionalen kulturellen Engagement. Unser zweiter Gast im November wird übrigens der Medientheoretiker und Kunst-Kurator Reinhard Braun sein, der die Frage "Was ist Radio?" zu beantworten vor hat.

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Mit Michaela Zingerle (links) und Christina Ecker-Eckhofen habe ich mich mich auch solchen Aspekten gewidmet. Unter anderem. Wir arbeiten daran, nun die Finanzierung für ein mehrjähriges Kulturprojekt in der Region zustande zu bringen. Damit sind wir eben ein wichtiges Stück weiter gekommen. (Laufende Informationen dazu unter "slow motion"!)

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Das Gesamtvorhaben "the long distance howl", zu dem "next code" gehört, wird vom "kultur.at: verein für medienkultur" getragen. Die neue Obfrau, Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov, hat eben in Belfast einen Beitrag zum "ISEA" gebracht. Sie sprach beim "International Symposium on Electronic Art" über "Oral History and the Electronic Media" im Kunst-Kontext. Die Projektion im Hintergrund zeigt übrigens eine Arbeit von Milica Tomic, mit der wir ein größeres Vorhaben in Angriff nehmen. (Ich schätze, wir werden 2010 bei der kommenden ISEA mit von der Partie sein.) [Fortsetzung]

[next code]


coreresethome
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