log #681: Mythos Puch V

ÖGHK: Österreichische Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen

Das Wiener Ehepaar Heinz und Lisl Mesicek ist der ÖGHK eng verbunden. Lisl war bis heuer Vizepräsidentin dieser Organisation, hat sich heuer bemüht, daß die nächste Generation aufrückt. Beide sind auf Vorkriegsfahrzeuge der österreichischen Marke Steyr spezialisiert, wobei ihre privaten Fahrzeuge den Bogen zwischen einem Steyr IV (Hans Ledwinka) zu einem Steyr Baby (Karl Jenschke) spannen.

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Lisl Mesicek

Gottfried Lagler (Oldtimerstammtisch Figaro) ist ebenfalls der "Oldtimerei" verschrieben. Er lebt in der Gemeinde Hofstätten, fungiert als Steiermark-Repräsentant der ÖGHK. Sie sind uns alle drei seit 2015 im Projekt Mythos Puch verbunden, siehe zum Beispiel: "Das historische Fahrzeug als Kulturgut".

Nun waren einige Vorhaben zu besprechen, in denen wir einige Schnittpunkte in unserem Engagement finden. Da berühren sich verschiedenen Tätigkeitsbereiche. Das hat über meine Person auch mit dem Denkraum "Dorf 4.0" zu tun. Siehe dazu die aktuelle Notiz "Kollektive Wissens- und Kulturarbeit"! Das berührt augenblicklich auch den Ditmar & Urban-Wagen, den letzten und daher heute einzigen seiner Art aus einer Grazer Werkstatt; siehe: [link]

In der aktuellen Konferenz kam außerdem ein Detail der Zuschreibungen und der Darstellung zur Sprache. Das zentrale ÖGHK-Motto lautet "Wir bewegen Tradition". Das macht schon deutlich, hier geht es nicht bloß um technische Angelegenheiten. Auf der Website dieser Dachorganisation findet man einen Link zur jeweils aktuellen Ausgabe der "Motor-Veteranen-Zeitung". Die bietet immer wieder auch sozialgeschichtliche Themen an, liefert Beiträge zum größeren historischen Zusammenhang des Automobilismus in Österreich.

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Von links: Lisl und Heinz Mesicek, Gottfried Lagler

Ich hab inzwischen ein paar Jahre Praxis durchlaufen, in denen ich die Formulierung Volkskultur in der technischen Welt benutzt habe, wie Herman Bausinger sein diesbezügliches Standardwerk Anfang der 1960er Jahre betitelt hat.

Es hat sich bisher gut darstellen lassen, wie dieser Bereich unserer Volkskultur in der Region auf hochkarätige Art praktiziert und gelebt wird, während volkskulturelle Phänomene der agrarischen Welt überwiegend museale Phänomene sind, die nur noch in kleinen Nischen praktiziert werden. Zu dieser bipolaren Deutung der Genres gibt es freilich eine Reihe erwähnenswerter Ausnahmen.

Ich nenne hier bloß dieses eine Beispiel, mit dem wir uns inzwischen intensiv befassen: Klein- und Flurdenkmäler, also Bildstöcke, Wegkreuze, Kapellen etc., aber auch eine ganze Reihe profaner Varianten. Das ist Gegenstand unsere Projektes "Wegmarken".

Nach den letzten Jahren läßt sich freilich feststellen, daß mit die Sprachregelung Volkskultur in der technischen Welt mehr Widerstände als Zustimmung eingebracht hat. Ich würde in etwas polemischer Verkürzung heute sagen: Die Anhängerschaft dessen, was wir heute in der Regel unter Volkskultur verstehen, will sich diesen Begriff in seiner gut dokumentierten Überschaubarkeit nicht beeinflussen und in seiner Bedeutung erweitern lassen.

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Wir haben das debattiert. Man kann es eigentlich derzeit bloß zur Kenntnis nehmen und sich eventuell meinem Fazit anschließen: es lohnt die Mühe nicht, da tiefer in Kontroversen zu gehen. Damit ist für die Sache nichts zu gewinnen, zumal die Volkskultur in der technischen Welt genau das auszeichnet, was Volkskultur vermutlich wesentlich prägt: Deren Akteurinnen und Akteure sind auf keine akademische Debatte angewiesen, haben auch keine erkennbaren Definitionsprobleme.

Das heißt, ich werde ab nun auf die Begrifflichkeit Kulturarbeit in der technischen Welt ausweichen, mit der ein Teil des Engagements bezeichnet werden kann, welches zwischen den Leuten aus der Schrauberpraxis und dem wissenschaftlichen Diskurs gut Platz hat, ohne bei eienr der Gruppierungen Reibungspunkte zu strapazieren.

Immerhin hat sich in den letzten Jahren klar gezeigt, daß die Praxisleute durchaus interessant finden, was sich in sozial- und technologiegeschichtlichen zusammenhängen ihres Themas darstellen läßt, was sich an kulturellen Aspekten zeigt. Ich sehe sie bloß selbst nicht in die möglichen Diskurse einsteigen, weil sie eben andere Prioritäten haben, auf die sie ihre Kompetenzen konzentrieren.

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Lagler hat hier übrigens jene Originalgraphiken in Händen, die Chris Scheuer für mein kommendes Buch über den Steyr-Puch Haflinger (Eine kleine Kulturgeschichte) erarbeitet hat. Siehe dazu: "Der kleinste Lastwagen der Welt"! Damit ist auch die laufende Arbeit an Mythos Puch V betont. Mit "Der Geist des Transports" habe ich vom Titel her übrigens ein Kunstereignis aus Amerika aufgegriffen, das im Mai des Jahres 1921 auf der Titelseite der Allgemeinen Automobilzeitung landete.

Allein in dieser kleinen Notiz finden sich also schon allerhand Hinweise, was in technischen Welt an Kulturarbeit getan werden kann, die in unserem Fall vor allem bedeutet: Das 20. Jahrhundert begreiflich zu machen.

-- [Konferenz in Permanenz] --


coreresethome
28•18