Blatt #20 | KW 37/2019

Albl Phönix, 1902 (Fahrzeug)

Dieses Fahrzeug ist eine Besonderheit, die man auf jeden Fall manchmal bei Veranstaltungen sehen kann. Es weiß ja niemand so genau, was alles in privaten Schuppen steht. Manche Perlen der KFZ-Geschichte bleiben im Verborgenen, weil ihre Besitzer nicht bestürmt werden möchten, sei es von Medienleuten, sei es von anderen Sammlern.

Brusatti und Co. erwähnen in ihrem Buch über österreichische Kraftfahrzeuge, daß bei Albl & Co. in Graz eine Voiturette gebaut worden sei, was wohl ein Modell meint, davon aber vermutlich einige Einheiten. Das einzig erhaltene Beispiel, von dem wir wissen, wurde als Runabout weder aufgebaut. Ein leichter, offener Zweisitzer.

In der österreichischen Automobilgeschichte von Seper & Co. findet man ein altes Foto, das den Albl Phönix als Tonneau zeigt, das französische Wort für Faß. Das bedeutet, bei diesem Viersitzer sind die hinteren zwei Sitze vom Heck aus zu besteigen. Eine Bauweise, die bei etlichen Fahrzeugen dieser Art schon in der Kutschenzeit nach einer halbierte Tonne aussah.

Der Albl Phoenix von 1902 ist das älteste heute noch farbereite Auto aus Grazer Produktion, welches eine Straßenzulassung hat. Der jetzige Besitzer fand das Chassis bei einem Bauern und brauchte einige Zeit, ihn zum Verkauf zu überreden. Dann verlangte es ein paar Jährchen bis er einen passenden Einzylinder Schnüffelmotor von De Dion entdeckte, der dem ursprünglich verbauten Triebwerk entspricht. .

Auch dessen Besitzer (in Frankreich) war nicht ohne weiteres bereit, sich von dem Aggregat zu trennen. Für den Aufbau des Wagens dienten historische Fotos als Vorlage. Die Entscheidung zugunsten einer Runabout-Version lag wohl wesentlich in der bescheidenen Motorkraft begründet. Ich durfte im Jahr 2015 zu „Mythos Puch“ eine kurze Strecke auf der Voiturette mitfahren. Auf ebener und glatter Fahrbahn ist das problemlos. Bergauf muß in manchen Abschnitten der Fahrer selbst neben dem zarten Vehikel hergehen.

Ein sogenannter Bergstock, an der Hinterachse per Gelenk montiert, sorgt mitschleifend dafür, daß ein allfälliges Zurückrollen des Wagens schnell blockiert wird. Das ist ein weiterer Hinweis, wie wenig die Motorkraft auf Steigungen Sicherheit bietet.

Solche Voiturettes sind typisch für die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts. In diesem Format begann auch Johann Puch seine Automobilproduktion. Doch schon dessen 1906er Voiturette (mit V2 oder Reihen-Zweier) war merklich stämmiger, größer. Etwa ab 1907 setzten sich zügig Autos mit Vierzylinder-Motoren durch. Hier ist also der Beginn des Automobilismus abgebildet..

+) Phönix aus der Garage
+) Werk: Albl Phönix
+) Krusche fährt mit

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