Blatt #143 | KW 48/2020

Der Estaric III: Josef Mayer, das Modell

Nun wird etwas sehr greifbar und anschaulich. Mechatroniker Josef Mayer arbeitet derzeit an einem flugfähigen Modell des Estaric I, das rund 3,6 Meter lang sein wird. Als wir vor einigen Jahren sein Modell des Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“ fliegen sahen, wurde deutlich, daß ein Modell von solcher Größe auf einigen Abstand sehr realsitisch wirkt.

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2016: Josef Mayer (links) neben Ewald Ulrich. (Quelle)

Der erfahrene Techniker hat die Arbeit an diesem Modell mit Recherchen hinterlegt, die einigen alten Berichten widersprechen. Das relativiert Zitate in den vorigen Einträgen. Mayer: Man merkt aber schon, daß sich die Informationen nicht immer im realen Bereich bewegen. eg.: Der Start in Wien erfolgte nicht am Trabrennplatz sondern auf der heutigen Rotundenwiese. Der Trabrennplatz ist zwar auch im Prater, da geht man aber noch eine 3/4 h hin.

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Fokus Freiberg: Die „Hindenburg“ beim Aprilfestival

1909 stand da auch die Rotunde (eine aus Holz konstruierte Messehalle). Wiese war auch vorhanden, wo man einen Hangar aufstellte, und zwischen Bäumen und Rotunde Platz zum Starten und Landen blieb. Viel war es nicht.

So ist es bei einem Landemanöver passiert, daß der Kiel an den Hangar stößt und Alexander auf das Dach plumpst. Das dadurch leichtere Schiff steigt dann rasch mit Anatol an Bord auf. Er schneidet die Hülle auf und landet dann unbeschadet. Möglicherweise bei Klosterneuburg. Ein Hippodrom, heute Messegelände, gab es aber damals in Graz. Von dort wurde auch gestartet.

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Mayers Modell des Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“

Die Hülle wurde nicht in Wien, sondern in Wimpassing von der damaligen Continental Gummiwarenfabrik - den späteren Semperit - hergestellt. Die Hülle war nicht 'yellow painted', wie es in einem Artikel heisst, sondern aus vielen Flecken Latex zusammengeklebt.

Dieses rohe Latex hat schon eine gelbe Farbe, wenn es aus Brasilien geliefert wird. Bei manchen Produktions-Chargen geht die Farbe auch ins schmutzig Braune. Da nicht genug gleichfarbiges Material verfügbar war, hat man die dunkleren Teile genommen und die in einer Art Streifenmuster angeordnet. So sieht es aus, als ob der Farbunterschied gewollt wäre.

Traggas: 'ordinary coal gas' kann es nicht gewesen sein. Das besteht zum Großteil aus Methan. Damit würde ein m³ Gas etwa 0,4 kg tragen können. Bei der Summe an Gewicht von 700 bis 800 kg kann es nur Wasserstoff gewesen sein. Da würde ein m³ im October bei 10°C auch einmal 1,1 kg tragen.

Rechts die Rotunde [Große Ansicht] in "Das interessante Blatt" vom 28.10.1909


Und zum Baufortschritt
So geht es weiter mit der Konstruktion. Nun sind Halterung für Ottomotor, Wasserkühler, Vorratsbehälter Kühlwasser und der Benzintank fertig. Im Kühler wird dann der Motorregler sitzen. Der elektrische Motor für mein Modell wird wie heute gängig ein brushless Drehstrommotor werden.

Da habe ich sogar einen Motorregler gefunden, der vorwärts und rückwärts den Motor ansteuern kann. Bei Flugzeugen braucht man das natürlich nicht. Bei Luftschiffen muss man aber mit dem Retourgang bremsen können, um nicht in ein Hindernis zu krachen. Der Regler ist für Boote gemacht worden, und könnte bis zu 180 W leisten. Brauchen werde ich rund 1/10 davon.



Work in Progress: Mayers Estaric I

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