Blatt #173 | KW 28/2021

Alltagsklassiker Juli 21/II

Ich geb es ja zu, bei jedem Klassiker-Meeting schau ich gleich einmal: Was ist an Raritäten da, an Perlen? Das beziehe ich keineswegs primär auf Exoten, auf teure Hochkaräter, sondern auf feine Markierungen in der Automobilgeschichte. Also etwa der Austin A 40 Farina Mark II Countryman oder der Renault 4 Plein-Air auf dem 1er-Blatt. Das sind feine Seltenheiten.


Luxus liegt manchmal auch im Understatement. Heute ist vielen Leuten nicht mehr klar, wie üppig dieser Ford Taunus Turnier (ein P2, kurz: Ford 17 M) damals aufgestellt wurde. Ein in seinen Gestaltungsdetails recht aufwendiger Kombi, noch ganz nah an den amerikanischen Vorbildern. Der stilistisch vorgesetzte Ford Fairlane jener Zeit ist freilich markant größer.


Die amerikanischen Ford hatte in jener Ära häufig kreisrunde Rücklichter, was hier, in der europäischen Variante, noch durch die Tropfenform angedeutet wurde. Nicht gerade eine wirtschaftliche Formgebung. All diese kniffligen Linien verlangen bei den Preßwerkezeugen erheblichen Aufwand. (Die Designer müssen die Erbenszähler damals wahnsinnig gemacht haben.)

Im Kontrast zur Familienkutsche ein Ford Mustang der vierten Generation (1993-2004). Genau solche fetten Nasenlöcher hatten ab 1967 die Shelby GT 500, ab 1971 und 1973 der Ford Mustang Mach 1. Die hinteren Lüftungsschlitze (side scoops: ein starkes Auto braucht effiziente Bremsen!) kommen dann in dieser Generation beim 2003er Ford Mustang Mach 1 und vor allem bei der 99 SVT Cobra vor.

Also, lieber Watson, was haben wir da? Bin noch am Kombinieren, Holmes! Die „GT-Streifen“ und das in die Stoßstange eingeprägte Wort „Mustang“ am Heck, dazu der kleine Hinweis „limited“, gut denkbar, daß hier eine Jubiläums-Cobra aus der Zeit rund um 2000 steht. Dieser mächtige Nasenrücken ist ja nicht normal. Was kocht unter dieser Haube?

Aber als dann der Ford Escort Mk I auf den Parkplatz rollte, mußte ich hinrennen. Ausgeräumt und renntauglich. Gut denkbar: ein RS 2000 oder ein Mexico. So wurde in meinen Teenie-Tagen der Rennsport demokratisiert und ich mußt damals natürlich auch so eine Karre haben. Die war bloß schon völlig niedergeritten. Siehe dazu den Eintrag zu einem Saturday Night Cruising der Alltagsklassiker im Jahr 2020: [Link]

+) Saturday Night Cruising, Juli 2021


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