24. Juni 2025

Amok: Feuerkraft


[Vorlauf] Wie schon mehrfach betont, mich interessiert nicht der Täter, nur die Tat. Unter anderem deshalb, weil der Massenmörder ein individuelles Phänomen ist, die Tat aber eine Wirkung auf unsere Gesellschaft hat. Das genau ist eine zentrale Intention bei Terrorakten: Schrecken zu verbreiten, der sich in der Gesellschaft als Veränderung manifestieren möge.

Mich schert nicht, was jemand privat für seine Erlösung zu brauchen meint und damit öffentlich zum Verbrecher wird. Deshalb auch meine Forderung, das zu bearbeiten sei qualifizierten und befugten Personen vorbehalten. Wer denkt, sich auf dem Boulevard mit diesem Massenmörder befassen zu müssen, macht sich was vor. (Ich sehe solche Hobby-Psychiater unter Voyeurismus-Verdacht.)



Terroristen sind natürlich keine Heilsbringer, erlösen sich bloß selbst.

Wir zivilen Leute haben genug zu tun, der Gewalttätigkeit in unsere Gesellschaft den Boden zu entziehen, so gut es geht. Und Waffen von ihrem Fetisch-Potential zu befreien sowie populäre Rollenbilder von Männern zu entschärfen. Reichlich zivile Arbeit!

Meine Ansicht wurzelt unter anderem aber auch darin, daß ich geraume Zeit sehr konkret per Teleworking und in realer Begegnung mit einem Massenmörder zu tun hatte. Ich habe mit Jack Unterweger ein paar literarische Projekte realisiert.

Die freundliche Seite dieses Mannes war nicht besonders interessant, schon gar nicht spektakulär. Ich hab Unterweger als smart, eloquent und einnehmend in Erinnerung, allerdings mit einer eher niederen Reizschwelle, wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen lief. Als Literat war er mäßig glänzend, gesamt keine besondere Erfahrung für mich.



Der verborgene Massenmörder war im "Zivilen" völlig unspektakuär.

Was dagegen seine dunkle Seite anging, da behaupten ja manche, sie hätten bewegende Einblicke erhalten. Ich aber kann nur sagen: Nö! Nix! Nicht einmal ein Hauch davon hatte sich mir mitgeteilt, hatte er mich sehen lassen. Nach außen war er ein drahtiger, eher kleiner Mann mit Hang zu großen Posen. Punkt!

Aber der demonstrative Massenmord von Graz interessiert mich, weil er - im Gegensatz zu Unterwegers heimlichem Morden - von hausaus als öffentliches Spektakel konzipiert war. Dabei finde ich vor allem berührend, mit welch positiven Reaktionen viele Menschen das Verbrechen beantwortet haben.

Ich bin ferner überzeugt, wäre der Massenmörder mit einem Messer, einem Hammer oder einer Axt vorgegangen, hätte es vermutlich ebenso Tote gegeben, aber kaum diesen hohen Bodycount in so wenigen Minuten. Ich möchte mich zwar keinesfalls gegen jemanden mit Messer, Hammer oder Axt wehren müssen, aber schon ein Sessel in Händen würde meine Überlebenschance um etliche Prozentpunkte anheben. Es geht eben auch um Reichweite!



Glock 17 (Foto: Nukes4Tots, CC BY-SA 3.0)

Nun hatte der Täter aber eine moderne Glock, eine 17 oder 19. Und er schien trainiert zu sein. Ich befragte dazu extra noch einen Offizier unseres Bundesheers, denn ich selbst bin als Soldat der Republik zwar an den üblichen Infanteriewaffen ausgebildet worden, aber dazu gehören Pistolen nicht. (In den 1970ern waren das für mich ein Sturmgewehr, ein Maschinengewehr und eine kuriose russische Maschinenpistole.)

Treffsicherheit? Schneller Magazinwechsel? Der Offizier bestätigte mir die außergewöhnlich hohe Feuerkraft dieses Pistolentyps und daß der Mörder von Graz offenbar gut geübt hatte. Sie können sich auf Youtube ansehen, was so eine Knarre leistet. Mit diesen halbautomatischen Waffen ist zwar kein Dauerfeuer möglich, doch eine bestürzend hohe Schußfolge.

Ich könnte eine Glock 19 problemlos erwerben, erfülle dafür alle Voraussetzungen. Ich müßte bloß 700 Euro oder etwas mehr locker machen. Das Standardmagazin der Glock 19 packt 15 Schuß. Ich kann aber auch Magazine mit 17, 19, 24, 31 und 33 Schuß an Fassungsvermögen kaufen. Und welche Löcher das Kaliber neun Millimeter Parabellum hat, weiß ich aus eigener Anschauung durch das Schießen mit einer Luger 08. Irgendwer möge mir beizeiten erklären, wozu eine so mächtige Waffe wie die Glock 19 für Zivilpersonen legal erhältlich ist. [Fortsetzung folgt]

+) Politik (Eine Debatte)


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