19. Juni 2025

Amok: kein Amok


[Vorlauf] Aus Fachkreisen erfuhr ich nun, daß jenes Verbrechen von Graz kategorial gesehen kein Amoklauf war. Da geht es um die Einschätzung, ob dieser Massenmord eher impulsiv, als ein spontaner Ausbruch, oder eher geplant stattgefunden hat. Für mich ein völlig nebensächlicher Aspekt.

Ich hab im vorigen Eintrag notiert, daß „es befugten Fachkräften obliegt, sich nach der Attacke mit dem Täter zu befassen“, während mich beschäftigt, was das Verbrechen an der Zivilgesellschaft, deren Teil ich bin, bewirkt. Zum Beispiel ein weiteres Betonen des Fetisch-Charakters mancher Feuerwaffen. (Ein implizites Feiern von Feuerkraft.)



Das Waffensystem als "coole Karre": Hollywood macht's möglich!

Ich hab weder das Interesse, noch die Qualifikation und den Auftrag, mich mit dem Mörder und seinen Beweggründen zu befassen. Auf der zivilgesellschaftlichen Seite möchte ich, daß der Terrorist, sein Name, sein Gesicht und sein Plan völlig aus der öffentlicher Wahrnehmung gelöscht werden. Ich sehe darin keinerlei möglichen Erkenntnisgewinn für einen Zivilisten.

Ein Terrorakt hat das Ziel, Schrecken zu verbreiten und dem Täter Nachruhm zu verschaffen. Wir kennen längst Legionen solcher Kanaillen, denen ein irdischer Weg zu irgendwelcher Bedeutung nicht zugesagt hat. Also setzen sie ihre Körper und ihre Leben als Waffe, ferner als Preis für Ruhm ein.

Das boomt, seit Hisbollahis mit einem Selbstmordattentat ein Rudel US Marines ausgelöscht haben. Also möge die Botschaft an solche Verbrecher lauten: „Was immer Ihr anrichtet, Ihr selbst seid garantiert der Schlußakzent solcher Auslöschung, müßt im Vergessen der Gesellschaft unsichtbar werden.“



Effekthascherei! (Weshalb sollte eine versierte Kraft das nicht in Worte fassen können?)

Ich habe an anderer Stelle meine Überzeugung notiert, daß unsere Spezies davon geprägt ist, wie sehr wir Menschen in Geist und Seele modulierbar sind; auch sehr belastbar, mit symbolischem Denken ausgestattet. Das macht atemberaubenden Entwicklungen möglich, oft sehr spezielle, überaus bewundernswerte Leistungen. Genau diese Gestaltbarkeit öffnet auch Tore in die andere Richtung, wo sich ein Herz der Finsternis auftut. Ich denke, so sind wir gemacht, das ist Conditio humana.

Folglich sind wir auf unsere Kultur und auf Ethos angewiesen, um der Menschen Wege in die Finsternis zu blockieren. Sprache, Botschaften und Symbole spielen dabei zentrale Rollen. Narrative entscheiden, welche moralischen Konzepte Vorrang erlangen. Propaganda bietet reiche Manipulationsmöglichkeiten.



MG 34: Es wäre eine kulturelle Aufgabe, manche Waffen von ihrem Fetisch-Charakter abzulösen.

Seit etwa zehntausend Jahren ist eine ungewöhnliche Art und Tendenz zu enormer Gewalttätigkeit des Menschen belegt, was letztlich nie durch Waffen, sondern durch Ethos gebändigt werden konnte; auch wenn man besser wehrhaft ist, falls ein Angreifer entwaffnet werden muß.

Ethos fällt nicht vom Himmel, sondern ist das Ergebnis kultureller Anstrengungen und kritischer Debatten, bei denen vor allem eines geübt werden muß: Gewaltverzicht. Speziell Gewalt durch Sprache. Denn Sprache bildet des Menschen Realitätsauffassung. Und solche Realitätsauffassung muß sich keinesfalls mit dem decken, was der Fall ist. Das wissen wir mindestens aus ein paar tausend Jahren, von denen uns schriftliche Dokumente über solche Zusammenhänge erhalten sind.

Wer sich dagegen auf „altes Wissen“ beruft, ohne Quellen vorweisen zu können, dürfte eher dem Bereich Obskurantismus zuzurechnen sein. Die meisten Leute wissen nicht einmal mehr, was genau ihre Großeltern über damalige Tanzmusik, das Wetter oder den lieben Herren Jesus gedacht und gesagt haben. Aber sie erzählen mir von Weisheiten aus dem alten Ägypten, gar Persien, oder vom Geheimwissen der Kelten… [Fortsetzung]

+) Politik (Eine Debatte)


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