19. Oktober 2025

Hurra, wir sind Bachmann! XI


[Vorlauf] Dies ist nun der Eintrag Nr. 3.900 in meinem Logbuch. Das bedeutet, in dieser Leiste sind mehr als 20 Jahre in subjektiven Notizen zusammengefaßt. Nimmt man dazu noch meine Einträge in anderen Internet-Zonen, verdoppelt sich diese Zahl, aufgerundet locker 8.000 Pages Minimum.

Das geht auf meinen ersten Logbuch-Eintrag vom 31.12.2003 zurück, der seinerseits einem mehrjährigen Publizieren im Web folgte. Das ist nun für sich keine große Sache, aber es birgt einen interessanten Hinweis.



Ausgangspunkt: Ich verwende kein Tablet, sondern Hefte.

Lassen Sie uns für diese rund 20 Jahre 7.300 Tage notieren. Dann ist mein Output mit dem Minimum von einer Seite pro Tag nicht gerade übertrieben dargestellt. Wäre alles, was ich im Web publiziert habe, genauer überschaubar, dürfte ich ohne weitere zwei Seiten pro Tag geltenden machen.

Dazu kamen unterwegs auch einige herkömmliche Bücher, also Druckwerke. Aber ganz egal, was da an Arbeit geleistet wurde, in meinem Milieu sind a) Buchpublikationen in Kombination mit b) Berichten im Feuilleton für das Renommee eines Autors maßgeblich; allenfalls Lesereisen dazugerechnet.

Das ist mittlerweile noch kontrastreicher geworden, seit Social Media sehr viel an Aufmerksamkeitspotential dieser Gesellschaft abgezogen und gebunden haben, dabei der Boulevard sehr viel größer wurde, als er es ohnehin schon gewesen ist.



Volksantiquariat: Ich trage Bücher hin, ich nehme welche mit nachhause.

Mich schert das heute wenig. Früher hätte vielleicht mehr an konventioneller „Prominenz“ meine Einkommenssituation etwas entspannt. Aber wahrscheinlich nicht. Außerdem gibt es kein Leben im Konjunktiv. Die Frage „Was wäre gewesen, wenn?“ ist töricht, denn darin ist keinerlei Erkenntnismöglichkeit verpackt.

Im Grunde bleibt nur das, was im Buddhismus Karma genannt wird. Die Folgerichtigkeit nach dem Prinzip: Alles hat Konsequenzen, nichts ist egal. Das heißt, wo immer ich heute stehe, es ist eine Folge all der Entscheidungen, die ich getroffen und all der Schritte, die ich gesetzt habe.

Es mag ja sein, daß es eine erhebende Ambition ist, große Reichweite zu erlangen, im Feuilleton zu wohnen und von einem ständig wachsenden Publikum erwartet, getragen zu werden. Ich aber meine, das ist bloß eine Art, wie man Autorin oder Autor sein kann. Da gibt es noch eine Reihe ganz anderer Variationen. Für mich bleibt der Angelpunkt so oder: Ich lebe in der Kunst.



Altpapier: Das völlig unvermeidliche Ausmustern.

Das bedeutet bei meinem bisherigen Weg übrigens ein enorm hohes Maß an Selbstbestimmung. Vielleicht hatte das Thoma Pynchon auf seine Art ebenfalls. Viellicht Toni Morrison sowieso. Was weiß ich! Menschliches Leben handelt von Antwortvielfalt.

Naja, ich schau in nächster Zeit, daß aus den 3.900 Einträgen in meinem Logbuch 4.000 werden. Das läßt sich sehr entspannt erarbeiten. Und der Kunstbetrieb so allgemein? Da gilt der erste Lehrsatz des steirischen Buddhismus: „Mir wurscht!“ [Fortsetzung]

+) Hurra, wir sind Bachmann! (Eine Debatte)


[Kalender] [Reset]