Die letzten 30 Jahre haben uns einige Studien
beschert, in denen die soziale Lage von
Künstlerinnen und Künstlern zur Diskussion gestellt
wurden. Ich konnte es nicht erreichen oder
wenigstens am Rande erleben, daß wir, die primären
Kräfte, daraus Schlußfolgerungen ziehen, um
Strategien zu erörtern.
Ich bin nämlich EPU.
Ein Einpersonen-Unternehmen mit den üblichen
unternehmerischen Risken. Alternativen? Ein
„Priesterstatus“ wurde für Kunstschaffende nicht
etabliert. Das bewährteste Modell: braver
Subalterner eines Fürsten, Heute wahlweise: gut
heiraten und durchgefüttert werden. Der Rest muß
sich auf dem Markt bewähren.
Lustige
TräumeDieser Tage las ich folgendes
Aviso: „Mit KI weiterdenken – Impulse für kreative
und solidarische Kulturarbeit“. Die KI hilft denken?
Das wäre mir neu. Was will das sein, „kreativ sein“?
Ist mir aus den letzten rund 50 Jahren Wissens- und
Kulturarbeit nicht klar geworden. Kenn ich nur als
Duftmarke, um Kasse zu machen. Und die „solidarische
Kulturarbeit“?
Hätte mir in den genannten 50
Jahren einmal auffallen müssen, falls sie innerhalb
dessen, was sich als „autonome Initiativenszene“
nennt, mehr als zeitlich und örtlich begrenzt einmal
vorgekommen wäre. Aber dann fällt es mir auf:
Womöglich bin ich – ohne es zu merken - in ein
Paralleluniversum gerutscht, in eine Art der
„antiquarischen Welt“. Ein soziokulturelles
Atlantis.

Endlich kreativ und solidarisch dank EDV?
In meinem Universum würde folgendes Aviso Unmut bis
Heiterkeit auslösen: „
Im Fokus steht die Frage,
wie KI kreative Prozesse aktivieren, Denkräume
erweitern und solidarische, partizipative
Kulturarbeit unterstützen kann – jenseits reiner
Technik oder Toolanwendung.“Wenn wir
als primäre Kräfte das in den letzten Jahrzehnen
nicht in auffallender Weise zuwege gebracht haben,
woher soll nun ein Algorithmus, der ja bloß
menschliche Informationslagen computiert, davon eine
Ahnung bekommen und uns weiterhelfen?
Ich
sehe auch via Social Media kein essenziell
frischeres Verhalten von Autorinnen und Autoren als
eine Reaktion auf Veränderungen der Geschäftswelt,
des Buchhandels, und der Finanzierungsmodelle. Okay,
nehme ich zur Kenntnis.

Ultima Ratio? Ich bin für Strategie
statt Slogan.
Übrigens kam dieser Tage grade heikle Post von
Altmeister Gerhard Ruiss, wodurch mir klar wurde,
daß die Buchpreisbindung in Österreich fallen
könnte. Kein gutes Zeichen! Aber zum Ausgleich ein
anregender Text von Literaturwissenschafter Klaus
Kastberger. Ein Rückblick auf Vergangenes: „Graz.
Hauptstadt der Literatur“. Aber man kriegt
wenigstens so ein Gefühl: „Wissen sie eigentlich,
wer ich gewesen bin?“
+)
Hurra, wir sind Bachmann! (Eine Debatte)
Postskriptum+)
Gerhard
Ruiss: Aufforderung an den Buchhandel zur
Einhaltung des Festen Ladenpreises [DOC]
+)
Klaus Kastberger: „Graz. Hauptstadt der Literatur“
(Vortrag IVG Kongress Graz, 22.7.2025, manuskripte
249/2025, S. 205-218) [PDF]
+)
Kulturpolitik (Ein paar markante Stellen)