22. Februar 2017

Bestandsaufnahmen, Standortbestimmungen und Neuentwicklungen in einem Durchgang. Das hat Charme. Und es ist zwischendurch etwas ermüdend. Die wesentliche Notiz im gestrigen Eintrag: "Ich war jetzt rund zwei Jahre damit befaßt, ein Stück der Arbeit in der Region hinter mir zu lassen, um auf neuem Terrain eine neue Konzeption zu erproben und dafür ein neues Netzwerk aufzubauen."

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Der 19. Februar 2017 ergibt eine Markierung. Wissenschafter Hermann Maurer besuchte mich in Gleisdorf, um mit mir einen Konsens-Check durchzunehmen. Das wurde zu jener Wegmarke, hinter der nun noch zwei weitere Tage lagen, mit denen sich eine Serie rundet. Eine Serie von Arbeitsgesprächen und Konferenzen. Konzeptarbeit. Literaturrecherche, um einzelne Überlegungen inhaltlich abzusichern. Lesen, schreiben, lesen, schreiben...

Zwischen all dem einige Momenten im Blick zurück über die Schulter, so zum Beispiel: "Dorf 4.0: Standortbestimmung und Rückblick" [link] Parallel die Ausblicke, denn der Rückblick hat seinen Sinn jeweils in der Frage nach einer Orientierung für die nächsten Vorhaben. Dann etwa: "Koexistenz 2017: Komplexitätsfragen" [link] So verdichtet sich einiges an Annahmen über den Stand der Dinge. Die letzten zwei Jahre in einem Gesamtprojekt, das auf 20 Jahre angelegt ist, nämlich "The Long Distance Howl":

-- [Status 2017] --

Das führte gestern Abend zu einem Moment, an dem kein Stillhalten mehr möglich war, keine Ruhe sich finden lassen wollte, aber auch kein vernünftiger nächster Schritt sich erkennbar machen ließ. Was blieb, war ein absichtsloses Gehen.

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Also nachts noch ein Gang durch die nun stillere Stadt. Nein, nicht für nächste Klärungen, sondern einfach, um selbst ebenfalls stiller zu werden. Muße. Die fragwürdig gewordene Qualität, als angeblich nutzloser "Müßiggang" diskreditiert. Was ist da bloß in unserer Kultur geschehen, daß die "Gschaftlhuber" an so vielen Stellen regieren? (Geschäftige, bei denen Geschäftigkeit zunehmend zum Selbstzweck wird.)

Natürlich wagen es diese Herzchen nicht, das im offenen Diskurs durchzuziehen; ihre hohle Unruhe, die zwar Titelzeilen generiert, Behauptereien, aber nur selten haltbare Ergebnisse. Und wo ist dann die Kühnheit zu sagen: "Ihr müßt jetzt ein Jahr Geduld aufbringen, wir arbeiten und schauen dann, ob die Ergebnisse was taugen"?

Es sind garantiert nicht bloß Wissens- und Kulturarbeit, die solche Zugänge brauchen. Das hat auch für andere Teile unseres Lebens Gewicht. Ich erinnere mich an eine NetArt Community Convention in Graz, wo wir derlei debattiert haben. Es war vor einem Jahrzehnt, als ich das Kaffeetrinken zur Grundsituation erklärt hatte: "Die Basissituation" (Der Kaffeeduft wird einen Raum definieren.) [link]

Dabei kam es unter andrem zu Debatten über das wachsende Übel der "schönen Renderings", daß nämlich die Politik oft nicht mehr den Mumm habe, auf Prozesse zu setzen, statt dessen schnell hübsche Ergebnisse vorgaukeln möchte. Das führe dann zu den "schönen Renderings", den ansehnlichen Simulationen, den herzeigbaren Hochglanzbildern, hinter denen man sonst nicht mehr viel findet. Gerade der Kulturbetrieb ist dafür höchst anfällig.

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Diese Diskussionen fanden in meinem temporären Café [link] statt, das ich im zweiten Stock der vormaligen Dominikanerkaserne einrichten konnte. Ein historisch bedeutender Ort, denn dort war seinerzeit die härteste Einheit von Kaiser Franz Josef stationiert: "Doch zurück zu den Bosniaken in Graz: Von 1894 bis 1914 diente dem bosnisch-herzegowinischen Infanterieregiment Nr. 2 die alte Dominikanerkaserne in der Grenadiergasse als Unterkunft. Bis 1807 war dieser Bau ein Dominikanerkloster gewesen, das den Josephinischen Klosteraufhebungen zum Opfer gefallen war." [Quelle: Kleine Zeitung, 9.2.2013]

Das ist zwar nicht rasend wichtig, aber mir bedeuten solche symbolischen Momente etwas, denn die Kultur- und Wissensarbeit ist ja sehr wesentlich auch eine Arbeit mit dem Symbolischen. Zum Bosnisch- herzegowinischen Infanterieregiments Nummer 2, habe ich hier am 16.8.2013 eine Notiz hinterlassen: [link] (Darin der Satz "Nur Abstand scheint zu wirken, scheint etwas zu bewirken, wo das Leugnen, Heucheln und Lügen uns über so viele Tote hinwegetragen hat.")

Wie sollte ich jemandem, der etwa seinem Gemeinderat vorgaukeln möchte, er habe nach einem halben Jahr Arbeit dem Lauf der Dinge schon neue Seiten verpaßt, klarmachen, was Zeit in solchen Prozessen bedeutet? Zeit als Arbeitszeit und als Zeit für Entwicklung. (Wie sollte sich derlei beschleunigen lassen? Ein Phantasma!)

Genug davon! Hier ist nun der Kreis von sachkundigen Personen, welcher im aktuellen Arbeitsjahr eine exponierte Rolle spielt; in einer komplexen Kooperationssituation unserer kollektiven Wissens- und Kulturarbeit:

- Austria-Forum (Kulturinitiative), Hermann Maurer [link]
- Blogmobil (Medienlabor), Heimo Müller [link]
- Fokus Freiberg (Kulturinitiative), Ewald Ulrich [link]
- GISAlab (Girls in Science and Art), Mirjana Peitler-Selakov [link]
- Kulturbüro Stainz (Kulturinitiative), Ursula Glaeser [link]
- Kunst Ost (Kulturinitiative), Martin Krusche [link]

Das Albersdorfer Teilprojekt ist abgeschlossen: [link] Das Ludersdorfer Teilprojekt ist nun in Arbeit: [link] Das Hofstättener Teilprojekt ist in Planung: [link] Die historischen Koordinaten stehen schon eine Weile fest: [link]

-- [Kulturpolitik] --

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