28. Jänner 2025
Politik-Karaoke: Konsequenzen
VI
Da ist es wieder, dieses Flehen um Anerkennung und
Budget, wie ich es schon zum Ende der Corona-Lockdowns
schwer erträglich fand. Was dann die „Drexler-Konferenzen“
im Kern erbracht hatten, war ja in diesem Sinn:
„Bittebitte! Wir brauchen mehr Geld. Wir brauchen mehr
Sichtbarkeit.“
Na, dafür hätte es den Aufwand
der Konferenzen nicht gebraucht, denn dieses Fazit im
Qualitätsrang von „Das Wasser ist naß“ steht seit
wenigsten 40 Jahren an allen Wänden von Kulturinitiativen.
Was dann?

Campaigning: Funktionätssprech im Stil
der Altparteien.
Erstens begründen statt verkünden, um
zweitens nachvollziehbar zu machen, weshalb
gerade jetzt die Kulturbudgets erhöht werden
müssen. Ich weiß schon, das will kaum jemand
in der Politik hören. Aber der Diskurs
darüber sollte einmal mit seinen Inhalten
auf der Höhe der Zeit da sein, geführt
werden. Weshalb? Weil wir uns mitten
in der Vierten Industriellen Revolution
befinden, welche uns unter anderem kulturell
einige Paradigmenwechsel aufbürdet, die
halte ich für so radikal wie zuletzt das
Aufkommen der Schriftkultur; gemäß die
sokratischen Kritik, die Platon im
„Phaidros“ notiert hat. Daher muß
eine Gesellschaft in ihr geistiges Leben
investieren, um diese tiefgehenden Umbrüche
zu verarbeiten und in der Folge möglichst
viele Menschen dabei mitzunehmen. Da rede
ich von Wissens- Kulturarbeit, die sich
nicht in Repräsentationspflichten erschöpfen
sollte.

Zu Tode gefürchtet ist eben auch
gestorben. (Kleine Zeitung)
Klarer ausgedrückt: Wir, das
Kulturvölkchen, die primären Kräfte des
Genres, sollten begründen und darstellen
können, was unser Metier zu leisten
befähigt ist sowie sicherstellen, daß
Kunst und Kultur nicht zu Mägden des
Marketings herabgewürdigt werden dürfen.
Das halte ich für Gründe, unsere
Kulturbudgets nicht bloß zu halten,
sondern zu erhöhen. Vor dem Hintergrund,
daß die Steiermark wohl kaum ein
„Autoland“ bleiben wird, wie uns
Funktionstragende zurufen. Derzeit boomt
da nur die G-Klasse in Graz. Andere
Bereiche krachen. (Es ist eine
Deindustrialisierung der Steiermark im
Gange.) Wer sonst, wenn nicht
wir, sollte klären, daß die Behauptung,
die Steiermark sei ein Land „zwischen
Tradition und Moderne“, eine Mischung
von Kompetenzmangel und Geschwätzigkeit
ausdrückt. Tradition ist immer gegeben.
Nur ein Agent der Blödheit weiß damit
nichts anzufangen. Die Postmoderne ist
schon längst Geschichte, die Moderne
also umso mehr. Wovon reden hier die
Spin Doctors?

Wos wor mei Leistung?
Zu klären, was also Gegenwartskunst
auf der Höhe der Zeit ist, was ihre
kleinen sozialen Schwestern sind,
die Voluntary Arts, und was ein
adäquater Kunstdiskurs sei, das
müssen wir feststellen und leisten.
Tun wir es nicht, werden uns
Politik, Wirtschaft und ein
landesweites Netzwerk von
Gschaftlhubern diese Aufgaben gerne
abnehmen. Es bedarf überdies
der Klärung, was in dem Zusammenhang
eigentlich mit dem Wort Volkskultur
gemeint sein kann. Daß behördliche
Einrichtungen und allerhand
„Traditionsverbände“ ihre Klarheiten
haben, darf ich voraussetzen. Aber
wir sollten im Kunstbetrieb
ebenfalls Diskursergebnisse
vorweisen können, um darzulegen,
worin sich die Genres unterscheiden.
Wenn solche vorläufigen Klarheiten
auf dem Tisch liegen, sind wir für
einen kulturpolitischen Diskurs
gerüstet, in dem wir längst präsent
sein sollten. Mit v erkünden
statt begründen ist das nicht
erledigt. [ Fortsetzung] +)
Kulturpolitik
Weiterführend+)
Die Drexler-Konfernzen: Weiz
+)
Die Hintergrundfolie+)
Graz/Steiermark: der Puch G
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