8. April 2025
Das Gestrüpp hat mich wieder III
[Vorlauf]
Ich hab sehr unterschiedliche Situationen durchlaufen, in
denen mir die Frage nach dem Zusammenhang (oder Gegensatz)
zwischen Natur und Technik Grübeleien beschert hat. Heute
zweifle ich nicht daran, daß wir mit dieser Dichotomie eine
Denkfigur geschaffen haben, die uns nützen soll, eine alte
Anmaßung zu bewältigen.
Jene kühne Idee, daß der
Mensch die „Krone der Schöpfung“ sei, legte es offenbar
nahe, unsere Prothetik, also die Welt der von uns
geschaffenen Werkzeuge, so zu entwickeln und zu verstehen,
als wäre uns die Beherrschung der Natur möglich.

Nun ist zwar stellenweise recht beeindruckend, in
welchem Maß Menschen die Naturgesetze anwenden
können, um über Werkzeuge und Maschinen das zu
erweitern, was unsere Körper zulassen. Aber in all
dem bleibt dieses Konzept von den zwei Sphären –
Natur und Technik – dennoch ein Trugbild, sobald wir
an die Grenzen der Physik herangehen. Meine
ursprünglichen Annahmen waren simpel. Da wir Teil
der Natur sind, von der Evolution geformt, sollte
eigentlich auch das, was wir herstellen, zur Natur
gezählt werden. Quasi als eine Sonderform. Das hieße
freilich, wir müßten als selbsternannte „Krone der
Schöpfung“ abdanken und uns wieder in die Vielzahl
evolutionärer Prozesse einreihen. Als eine Spezies
unter unzähligen. Vor rund zehn Jahren hatte
mir dann Peter Weibel mit seinen Überlegungen zu
einer präziseren Vorstellung verholfen. Zitat:
„Ich hab gestern eine ‚neue Renaissance‘ erwähnt,
kurz Renaissance 2.0., wie sie Peter Weibel
beschreibt. Und es ist rundum von Industrie 4.0 die
Rede, gestützt auf ein Internet der Dinge. Wie stets
gehen in all dem Realität und Vision ineinander.“
[ Quelle]

Zwei Jahre später notierte ich: „Der
Homo faber und die Geisterfahrer.
Daedalus und Ikarus. Es ließe sich
vermuten, daß wir die Testpiloten mit
ihrer Todesverachtung gut gebrauchen
können, um unsere Systeme zu erproben.
Etwa das meinte Peter Weibel etwas
eleganter mit Exo-Evolution: ‘Die
industrielle Revolution war bekanntlich
maschinenbasiert. Von der Dampfmaschine
bis zum Auto und Filmprojektor wurde sie
von einer Technologie dominiert, die vor
allem auf dem technischen Prinzip des
Rads beruhte. Diese Maschinen waren zum
einen Beschleuniger, übernahmen
allerdings als künstliche Werkzeuge in
verbesserter Form auch die Aufgaben der
natürlichen Organe...‘" [ Quelle]

Und im Jänner des Vorjahres:
„ Die
spezielle Maschine“.
Wenn ich daher heute
einerseits im gewachsenen
Gestrüpp herumsteige,
andrerseits das Areal eines
Abriß-Projektes erkunde,
dann bietet mir das den
sinnlichen Kontrast zur
Grübelei über den Büchern,
zu den Recherchen, mit denen
ich meine Annahmen
überprüfe. Wenn Sie
sich nun die wachsende
Inventarliste zur kommenden
Ausstellung " Geist
in der Maschine"
(Mythos Puch 2025) ansehen,
wird Ihnen auffallen, das
ich hier das eingangs
skizzierte Thema in den
Bereich konkreter
Betrachtung überführe. Was
ich an Objekten für die
Ausstellung zusammentrage,
wird von Künstlerin Monika
Lafer kuratiert. Siehe: [ Link]
[Kalender]
[Reset]

|
|