6. Juli 2025

Hurra, wir sind Bachmann! V


[Vorlauf] Nun gab es backstage prompt Schelte. Weshalb ich die Kampagne „Fair pay“ schlecht mache. Hab ich nicht! Weshalb sollte ich? Mein Punkt war, daß eine Künstlerin bei einem Gleisdorf Kulturgespräch nachdrücklich meinte, es möge „Fair pay“ für Kunstschaffende geben, während ein Kunsthandwerker polternd betonte, es gingen zu hohe Budgets Richtung Sport und Waffen, dort möge man Kulturbudgets holen.

Ich halte beide Positionen für Mumpitz und nicht verhandelbar. Das ist kulturpolitisches Karaoke. Der auf Sport und Militär bezogene Umschichtungsgedanke ist so unterirdisch, daß ich gar nicht erst darauf eingehe. Was „Fair pay“ betrifft: bitte genau lesen, was ich geschrieben hab! Dann können wir diskutieren. Erstens: der Kunstmarkt kennt keine fixen Preistabellen.


Wenn ich ein Werk auf den Markt trage, ergibt sich sein Marktwert in Cash aus dem, was irgendjemand zu zahlen bereit ist. Wie sollte man das regulieren? Und wozu? Dafür müßte man mir erst einmal ein nachvollziehbares Ideenpapier vorlegen.

Zweitens ist die Kampagne „Fair pay“ inzwischen über zehn Jahre alt. Man könnte also inzwischen wissen, wovon sie handelt. Das aktuelle Gehaltsschema verrät jemandem, der sinnerfassende Lesen geübt hat, worum es da geht: [Link]

Das meint Dienstleistungen, Kulturarbeit, Kulturmanagement, egal ob für Angestellte oder über Werkverträge. Da ist von Beschäftigungsgruppen die Rede. Das kann freilich auch von Kunstschaffenden genutzt werden, aber eben für Dienstleistungen, nicht für Kunstwerke.


Ich bin selbst jemand, der über Jahrzehnte immer wieder Gelder im kunstnahen Bereich verdient hat. Etwa im Konzipieren und Umsetzen von Kunstprojekten. Sowas kann man – im Gegensatz zum Geldwert von Kunstwerken – unter den Regeln von „Fair pay“ verhandeln. Das wird inzwischen vom Land Steiermark teilweise kofinanziert. Siehe dazu den Kulturförderungsbericht 2024! Den finden Sie hier: [Link] Da sind Fair pay-Beiträge explizit ausgewiesen.

Wollte man das so auf das Kunstfeld umlegen, fiele mir bloß diese Version ein: geschützte Arbeitsplätze für Kunstschaffende in einer Planwirtschaft. (Das halte ich für eine entsetzliche Idee.) Eine Abnahmegarantie für Kunstwerke kann es nicht geben. Freilich gibt es Arbeitsstipendien, Residencies, Ankäufe von Werken durch den Staat etc.


Die Arbeitssituation Kunstschaffender könnte der Staat freilich auf einer anderen Seite begünstigen, entlasten. Wie viele Jahre war etwa die verpflichtende Sozialversicherung für alle EPU im Lande, also nicht bloß für mich als Künstler, ein hochrangiger Pleiten-Grund? Da sind viele Kunstschaffende gescheitert. Diese Verpflichtung wird schlagend, sobald ich mehr als € 6.613,20 pro Jahr Kasse mach. [Details]

Falls die Summe meiner Einkünfte € 35.821,50 jährlich nicht übersteigt, könnte ich dabei (Konjunktiv!) maximal € 158,- pro Monat an staatlicher Unterstützung zugeschossen bekommen. Ich arbeite also in einer sehr harten Branche. Ich wünschte, ich hätte in Summe etwas sachkundigere Kolleginnen und Kollegen, mit denen sich in einer kollektiven Anstrengung an diesen Themen arbeiten ließe. Naja, vielleicht im nächsten Leben. [Fortsetzung]

+) Kulturpolitik (Eine Debatte)


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