Und wenn man unterwegs aus der
Kleinunternehmer-Regelung herausfällt, kann das zum
Fiasko werden. Da reicht schon ein kleines Honorar
zu viel im Kalenderjahr. Ich spare hier meine
eigenen Erfahrungen aus. Nur so viel, ich konnte
erst heuer einen Kredit tilgen, der nun über Jahre
lief, weil ich mich mit Finanz und SVA in eine
anstrengende Dynamik verwickelt hatte.
Wenn
man sich von einem geschäftlichen Tief erholt, geht
ein großer Teil dessen, was man neu einnimmt, gleich
an diese zwei Institutionen weiter. Es bleibt
bitter, wenn man bei entsprechender Qualifikation
und mit den Jahren netto nicht einmal das Einkommen
eines Mittelschullehrers schafft. Aber so ist eben
die Branche. Eine harte Tour.

Ich rede gerne über Geld. (Weil ich
eher wenig hab.)
Daher lassen sich Legionen Kunstschaffender
finden, die wenigstens eine geringe Anstellung
gesucht haben, um genau diese Bürde loszuwerden. Es
bleibt dann im Kulturbetrieb und auf dem freien
Markt ohnehin noch genug zu kämpfen. Ich lehne es
allerdings strikt ab, in den Chor mit dem Lied von
der „Selbstausbeutung“ einzustimmen.
Erstens
hat Selbstbestimmung natürlich einen Preis. Wer
hätte sich für rund 50 Jahre annähernd so viel
Autonomie sichern können, wie es mir gelungen ist?
Kein Boss, der mir was anschaffen konnte. Dafür
jedoch soziale Unsicherheit. Selbstbestimmung gibt
es nicht geschenkt.

Beispiel: Feines Projekt, aber kein
G'schäft, das den Aufwand deckt.
Zweitens hat mich niemand mir vorgehaltener
Knarre gezwungen, diesen Beruf auszuüben. Drittens
kenne ich keine Branche, für deren Produkte, Waren,
Dienstleistungen es irgendeine Abnahmegarantie gibt.
Folglich kenne ich existenzielle Nöte. Aber das ist
mein unternehmerisches Risiko.
Über
Leistungen, wahlweise Belastungsminderungen von
staatlicher Seite her können wir ja diskutieren,
verhandeln, auch streiten. Doch genau weil wir keine
„Szene“ sind, über gemeinsame Interessen, soziale
Erfahrungen und Ethos miteinander verbunden, kommt
da im Metier kaum was voran. Zu fragmentiert.
Zumal ein guter Teil meiner Kolleginnen und
Kollegen diese oder jene Variante einer
„Grundversorgung“ hinbekommen und kleine Jobs
gefunden hat. Andere haben „gut“ geheiratet und
werden von ihren Frauen durchgefüttert. Bei manchen
tragen die Eltern noch was bei. Einige leben mit
einer Mindestsicherung sehr genügsam. Da gibt es
viele Varianten. Ich werde in der nächster Glosse
ein paar Beispiele bringen. [
Fortsetzung]
+)
Kulturpolitik (Eine Debatte)