next code: break / notiz #2

Diese außergewöhnliche Reise, welche ich im vorigen Eintrag erwähnt hatte, führte uns in den Westen Serbiens, in ein Bergbaugebiet, das Bosnien nahe liegt. (Was eine Querverbindungen zum Sezessionskrieg Jugoslawiens in sich trägt.)

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Jene Reise ist in einigen ihrer Aspekte unter "idem na divan" zusammengefaßt. Während dieser Tage erlag die Sängerin Christa Weber ihrer Krebserkrankung. [link] Die Nachricht davon erwartete mich bei der Rückkehr. Dem folgte die Einladung, einen Beitrag für einen Tag zu gestalten, an dem Kunstschaffende zusammekommen würden, mit denen Christa gearbeitet hatte. Eine weitere feine Wurzel, die auszutreiben begonnen hat.

Nein, "next code: break" wird kein "Kompendium der Bestürzung". Ich trage hier einige Motive zusammen, die vom Irreversiblen handeln, die ein großes Innehalten zeigen. Das ist nur EIN Bereich dessen, wovon hier die Rede sein soll, was hier gezeigt werden will.

Hinzu kommt:
Bestürzung ist etwas für Momente, ist Anlaß, ist vielleicht Ereignis des/eines Innehaltens. Ich habe, wie schon für "next code: cruise", Menschen eingeladen, die sehr verschiedene Zugänge und Kompetenzen einbringen, um an solchen Themen zu arbeiten. In Summe sind wir wohl für manche Momente schweigsam, aber nicht sprachlos im Sinne eines Verstummens.

Das ist unser Metier. In manchen Augenblicken selbst das Schweigen beredt zu gestalten und vor allem auch vor dem, was Menschen gerne als "große Themen" verstehen, nicht zu verstummen.

In meinem Logbuch gibt es einen Eintrag vom 27. Mai 2008. Dieser Eintrag verweist schon auf "next code: break". Dort ist eine Unfallszene aufgegriffen. Die steht symbolisch für eine sehr anregende Überlegung von Paul Virilio, der in einem Gespräch mit Sylvère Lotringer meinte:

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Beschleunigung, Geschwindigkeit, Verzögerung, Unterbrechung ... Referenzpunkte, mit denen man Beschreibungen der Leben von Menschen unterlegen kann. Ich habe oben, nicht ganz zufällig, in einer Randposition den Sezessionskrieg Jugoslawiens erwähnt. Darin spiegelt sich ein Europa, das genau solche Abläufe initiiert und quer durch das 20. Jahrhundert getragen hat, als wären sowas Naturkatastrophen, gegen die man sich eben warm anziehen muß. Unsinn! Es ist von Menschen erdacht, herbeigeschrieben und umgesetzt.

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Erdacht, herbeigeschrieben und umgesetzt. So habe ich das bewußt gereiht. Richard Ludersdorfer hält hier ein Buch in Händen, das den Titel "Steirischer Waffensegen" trägt. Die Autoren: Peter Rosegger und Ottokar Kernstock. Das Buch wurde mitten im Ersten Weltkrieg publiziert. Es belegt unmißverständlich, wie Menschenverachtung und Rassenhaß als "positive kulturelle Kräfte" zurechtgelogen und von prominenten Personen legitimiert wurden. (Siehe dazu den Logbuch-Eintrag vom 22. Mai 2008!)

Wie all das zusammenhängt? Davon wird hier noch ausführlicher die Rede sein.


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23•08