log #582: kuratorium für triviale mythen

Ein nächster Rückblick

Das Kuratorium für triviale Mythen hatte seinen Gründungsmoment am 2.12.2009 in Gleisdorf. Es entstammt meinem Wunsch, die Bereiche Alltagskultur, kreative Praktiken und Gegenwartskunst in einem soziokulturellen Projekt gemeinsam zu bearbeiten. Dabei sollten sie nicht gegeneinander aufgestellt und nicht hierarchisch zueinander angeordnet werden, sondern wären in ihrer Wechselwirkung zu beachten.

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Mich interessierte, was an gemeinsamen Quellen zu finden sei und wo es Schnittpunkte in der kulturellen Praxis gäbe, denn es existiert ein Kulturgeschehen jenseits von Landeszentren, das sich nicht im Kopieren urbaner Konzepte erschöpft, sondern eigene Variationen entwickelt..

Notiz am 17.11.2009: „Unser ‚Kuratorium für triviale Mythen’ ist ein augenzwinkernd gefaßter Ansatz, um einen ‚erweiterten Möglichkeitsraum’ zu schaffen, in dem nicht alles, was uns interessant erscheint, einem strengen Kunstdiskurs unterworfen sein muß. Es bleibt andrerseits für eine fruchtbare kulturpolitische Debatte wesentlich, darin eine prinzipielle Unterscheidbarkeit zu wahren. Denn nicht alles, was auf künstlerische Mittel gestützt wird, ergibt deshalb zwangsläufig Kunstwerke." [Quelle]

Eine erste thematische Klammer lag für mich im Arbeitstitel „Vom Mythos zum Fetisch zur Kunst". Das meint Kult, Kultur, Kunst. Hohe Bedeutungen und triviale Zusammenhänge als Ereignisfelder menschlicher Wahrnehmungspraxis. Daraus bezieht schließlich auch der Kunstbetrieb viele seiner Möglichkeiten.

Derlei hab ich 2010 erstmals in einer Veranstaltung ("R/T: Road/Trac") umgesetzt, denn ich war in wesentlichen Abschnitten auf Popkultur fokussiert: "Diese Station geht aus dem Auftakt des 'Kuratorium für triviale Mythen' hervor und ist dem Zusammenhang 'Vom Mythos zum Fetisch zur Kunst' gewidmet." [link]

In jenem Jahr, 2010, haben wir auch das Thema Avantourismus [link] herausgestellt. Da ging es um so wesentliche Möglichkeiten wie "Allgemeine Avantouristische Erkenntnisbedingungen". Der Begriff ist in einem "Tra(c)ktat" erläutert: [link]

Im Jahr 2015 war dieser ganze Themenkomplex dann intensiv mit zentralen kultur- und kunstgeschichtlichen Zusammenhängen des 20. Jahrhunderts verwoben. Sie merken schon, wir haben stets eine Mischung von ernsthaften und ironischen Zugängen gepflegt.

Dazu waren nun vier Motive betont, "mit denen sich das 20. Jahrhundert skizzieren läßt". Es sind dies "Das Schwarze Quadrat" von Kasimir Malewitsch, der "Strohmlinienkörper" von Paul Jaray, der "Buckyball", mit dem Richard Buckminster Fuller Referenz erwiesen wurde, und die Suppendose von Andy Warhol. Siehe zu diesem Aspekt: "Vier Markierungen" [link]

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Außerdem Roland Barthes mit seinen Anregungen zum Thema triviale Mythen und seiner Ansicht: "Soll heißen: eine große, epochale Schöpfung, die mit Leidenschaft von unbekannten Künstlern entworfen wurde und von deren Bild, wenn nicht von deren Gebrauch ein ganzes Volk zehrt, das sie sich als vollkommen magisches Objekt aneignet." Siehe dazu den Eintrag vom 16.2.2015: [link]

Aber nun kurz einige Jahre zurück. Am 29. Jänner 2012 erfolgte die erste Notiz zum Thema „Die Gefolgschaft des Ikarus", womit sich eine eigene Arbeitslinie auftat: [link] Ich hatte bestaunt, daß Daedalus, der gute Handwerker und kluge Flieger, der sein Ziel erreichte, fast vergessen ist.

Dagegen wurde Ikarus, der kühne Himmelsstürmer, mit seiner halsbrecherischen Emotionalität, seinem schlechten Flug und folglich Todessturz, zu unserem Helden. (Darin war ihm schon Phaeton vorausgegangen.)

Im Jahr 2013 habe ich dann einige der zentralen Zusammenhänge im Beitrag "Flow" (Was haben Schönheit und Geschwindigkeit miteinander zu tun?) erläutert und dabei die Resonanz zwischen Selbstwahrnehmung, Raumüberwindung und Stromlinienkörpern unterstrichen: [link]

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Siehe zu diesem Zusammenhang und zum Thema Streamliner auch den Eintrag zu einer Graphik aus dem Jahr 1927: [link] Warum ist all das mit dem Thema Mythos Puch verknüpft?

Am 10. Mai 2012 durfte ich in der letzten authentischen Werkshalle von Altmeister Johann Puch, auf dem historischen Boden seines Grazer Stammwerks, die überhaupt erste Kulturveranstaltung nach rund hundert Jahren Industriearbeit realisieren. Die Präsentation von „Das Puch-Buch", welches ich gemeinsam mit Techniker Michael Toson und Graphic Novelist Jörg Vogeltanz erarbeitet hatte: [link]

Auf dem Weg zur Erschließung des Themas „Die Ehre des Handwerks" konnte ich dann am 20. September 2014 erstmals die Veranstaltung „Mythos Puch" realisieren. In dieser Serie wird heuer, anläßlich „60 Jahre Steyr-Puch 500", die vierte Veranstaltung folgen: [link]

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Inzwischen ist ein neuer Arbeitsbereich im Werden. Ich hatte gegen Ende 2016 einige Klarheit und Konsens mit Wissenschafter Hermann Maurer gewonnen, was wir nun wie umsetzen werden. Das verdichtete sich im ersten Quartal 2016, wie in "Wir Ikarier" skizziert: [link]

Doch nun sind die Themenstellung und die Dimension wesentlich weiter gefaßt, was sich im Projekt "Mensch und Maschine" manifestiert, das nun mit 2017 in die Praxisphase eingetreten ist: [link]

Das Kuratorium für triviale Mythen
+) Die erste Veranstaltung: „in medias keks" (eßbarer unfug) [link]
+) Die Kunstpostkarten-Edition: [link]
+) Das erste Cover im Web: [link]

-- [Kuratorium für triviale Mythen] --


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6•17