14. Juni 2025

Amok: Die Privatmythologie


[Vorlauf: 11.6.25, Nicht ich, nicht heute...] Erreichen mich via Massenmedien Mitteilungen, welche große Emotionen ausdrücken, möchte ich mich orientieren können; zumindest im nahen Umfeld meiner persönlichen Kontakte. Was ansonsten vom Boulevard in meine Nische hereingeflattert, ist eben… der Boulevard. Dort regiert stellenweise geistiges Faustrecht. Umstände, die ich zur Kenntnis nehme. Aber nun Graz.

Ich hab Sätzchen wie dieses gelesen: „Wie tickt ein Amokläufer? Was sind seine Motive?“ Als ob das ergründbare wäre, zumal der Grazer Mörder sich selbst umgebracht hat. Ich halte es für eine lächerliche Vorstellung, sich hier mit der Motivfrage aufzuhalten, wo jemand offenkundig in eine vernichtende Privatmythologie abgetaucht war.



Feuerkraft macht einen Unterschied!

Was ich an Geschichtskenntnis aufbringen kann, läßt mich annehmen, daß psychische Sonderzustände in extremer Form, so auch Amokläufe, etwas sind, das in menschlicher Gemeinschaft unvermeidbar ab und zu vorkommt.

Es mag wirksame Formen der Prävention geben, um solche Vorkommnisse einzugrenzen, aber nichts läßt die Annahme zu, derlei radikale Ereignisse könnten verläßlich ausgeschlossen werden. Ich hab es so verstanden: Der Ausbruch solcher Mordfantasien ist im Grunde nicht prognostizierbar, soweit es um Einzelpersonen geht. Bildlich gesprochen: dafür sind die Abgründe menschlicher Seelen wohl etwas zu tief; und zwar die unser aller Seelen.



(Quelle: Facebook)

Warum meine ich mit diesem Potential uns alle? Ich gehe davon aus, daß die besonderen Kompetenzen und Fähigkeiten, zu der wir Menschen prinzipiell befähigt sind, ihre Grundlage in der Modulierbarkeit von Geist und Seele haben. Ein weites Feld der Möglichkeiten.

Genau diese Entwicklungsfähigkeit, Veränderungsfähigkeit, Gestaltbarkeit von Geist und Seele macht so vieles möglich, was wir schätzen, lieben, auch was uns begeistert. Eben dieser innere Gestaltungsspielraum ist, so scheint es, auch zur anderen Seite hin offen. Das macht auch die Möglichkeit auf, in Wahn und Grausamkeit zu verfallen. Es ist kein abstraktes „Das Böse“, sondern eine evolutionäre Option der Conditio humana.

Aber halt!
Lassen Sie uns davon ausgehen, daß Fernbefunde in jedem Fall unzulässig sind, ohne jeglichen Erkenntniswert. Wer sich da, noch dazu ohne fachliche Kompetenzen, weit aus dem Fenster lehnt, wird sich der Wichtigtuerei verdächtig machen.

Ich habe zum Mörder von Graz nichts zu sagen, außer das: Wer in sich gute Gründe findet, einen Mordanschlag so penibel zu planen, wer dabei einen so hohen Bodycount plant und erzielt, ist ein Verbrecher und offenbar in einer Privatmythologie zuhause, in einer verkommenen Realität, an der wir nicht teilhaben könnten. Punkt!



(Quelle: ORF)

Ich bin mit Begriffen und Zuschreibungen lieber zurückhaltend. Also richte ich mich zum Etikett „Massenmörder“ nach FBI-Kriterien. Dieser Mann ist ein Massenmörder, denn, Zitat: „The term ‘serial killings’ means a series of three or more killings, not less than one of which was committed within the United States, having common characteristics such as to suggest the reasonable possibility that the crimes were committed by the same actor or actors.” [Quelle: “Serial Murder” (Multi-Disciplinary Perspectives for Investigators), Behavioral Analysis Unit-2, National Center for the Analysis of Violent Crime, Critical Incident Response Group, Federal Bureau of Investigation]

Ich lasse mir nicht weismachen, man könnte per Monitoring innerhalb einer Gesellschaft solche Einzelpersonen verläßlich aufspüren und umleiten. Ich nehme an, wir müssen so eine potentielle Gefährdung zur Kenntnis nehmen wie einen tödlichen Blitzschlag, der jemanden treffen kann. Bliebe an den Rahmenbedingungen zu arbeiten; und sei es bloß am Zugang zu den Mordwerkzeugen. Kein Hammer und kein Beil ließe zu, was eine Garnitur zeitgenössischer Feuerweffen ermöglicht. Und was das gesellschaftlihe Klima angeht, in dem Gewaltbereitschaft erblüht? Wir müssen reden! [Fortsetzung]

+) Politik (Eine Debatte)


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